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Aus der Geschichte der Historischen Trachten- und Stadtkapelle Aub


Unsere Kapelle ist zwar ein junger Verein, kann aber auf eine lange geschichtliche Tradition verweisen. Im Jahr 1989 wurde anlässlich des Kreismusikfestes in Aub einer 350 jährigen Auber Musiktradition gedacht, die durch Aufzeichnung in den Unterlagen des Spitalarchivs belegt ist.

Aus der Zeit um die Jahrhundertwende sind außer einem Gruppenbild mit Mitgliedern der Auber Kolpingsfamilie sehr wenige Zeitzeugnisse vorhanden. Berichtet wurde auch im Archiv der Kath. Pfarrgemeinde über einen Bischofsbesuch aus dem Jahr 1926, als die Musiker sich mit dem Pfarrer nicht über ein entsprechendes Honorar einigen konnten, und dann eine benachbarte Kapelle spielte, die dann aber ihr geringeres Honorar durch eine hohe Rechnung in der Wirtschaft mehr als wettmachte.

Aus einem  Schriftstück der Stadt Aub geht hervor, dass am 25. Juli 1936 zehn Musiker ein Darlehen in Höhe von 250 Reichsmark erhielten.

Nach den Kriegswirren, von denen Aub auch nicht verschont blieb, fanden sich dann 1946 eine Gruppe Musiker, die unter der Leitung des Zahnarztes Dr. Endres wieder den Spielbetrieb aufnahm. Den ersten Auftritt gab es beim 100 jährigen Fest des Auber Gesangvereins im Jahr 1949. Im Jahr 1950 wurde durch den Dirigenten Dr. Endres in der damaligen Ostzone ein Bass, eine Zugposaune und ein Tenorhorn gekauft. Im Jahr 1951 beteiligte sich die Kapelle beim Umzug des Auber Fußballpokalturniers, beim 50 jährigen Jubiläumsfest des Auber Krankenunterstützungsvereins und bei der Einweihung der wieder aufgebauten Stadtpfarrkirche mit Schäffler- und Bandeltanz am Marktplatz.

Im Jahr 1954 verließ Dr. Endres aus beruflichen Gründen Aub. Nach einer Überganszeit  übernahm dann Hans Senger als neuer Dirigent die Kapelle. Unter seiner Leitung wurde vor allem die böhmische Blasmusik gepflegt. In seiner Dirigentenzeit 1955 – 1967 bestritt die Kapelle alle Feste und kirchlichen Veranstaltung in Aub. Durch die gleichzeitige Dirigententätigkeit von Hans Senger in der Nachbargemeinde Oellingen wurden oft gemeinsame Proben abgehalten und bei Auftritten personell ausgeholfen.

 



Nach dem plötzlichen Tod von Hans Senger am 06.01.1968 leitete der 1. Flügelhornist Ernst Edelmann die Kapelle bis sich dann am 1. November 1968 Franz Pfeuffer bereit erklärte die Kapelle zu leiten. Mit diesem Wechsel änderte sich viel in der Kapelle. Neue Noten wurden gekauft. Eine einheitliche Uniform (graue Hosen und blaue Jacke) angeschafft und Termine außerhalb von Aub angenommen. Die Kameradschaft wurde groß geschrieben. Notorische „Spätkommer“ bei der Musikstunde mussten 50 Pfennig Strafe zahlen, was der Gemeinschaftskasse zu Gute kam.

Ab dem Jahr 1972 wurde jährlich im Schlossgarten, in den Jahren 1978 und 1979 im Schlosshof und von 1980 bis 1986 im Feuerwehrhaus der Tag der Blasmusik in Aub gefeiert. Diese Tradition fand ihren Höhepunkt im dreitägigen Kreismusikfest im Jahr 1989.

Nachdem die neue Uniform schon nach ihren ersten Einsätzen schon sehr gelitten hatte, wurde beschlossen eine fränkische Tracht anzuschaffen. Nach Vorlagen des Mainfränkischen Museums in Würzburg, und unter Leitung des Bezirkheimatpflegers Dr. R. Worschech wurden 1973 ockerfarbene Kniebundhosen, rote bestickte Westen und grüne Jacken angeschafft, Kniestrümpfe mit Zopfmuster und Haferlschuhe sowie eine Pelzmütze getragen.


Gleichzeitig mit dieser Neueinkleidung änderte die Kapelle ihren Namen und nannte sich ab diesem Zeitpunkt „Historische Trachten- und Stadtkapelle Aub“. Diesen Namen trägt sie noch heute. Da in der Kasse kein großer Bestand vorhanden war, wurde ein Darlehen bei der Bank aufgenommen, für das einige Musiker die Haftung übernahmen. Im Jahr 1977 wurde diese Tracht durch die Anschaffung eines fränkischen Dreispitzes ergänzt und die Stoffhosen durch Hirschlederhosen im hellen Naturton ersetzt. Nachdem mittlerweile auch Damen in der Kapelle mitspielten, wurden im Jahr 1985 erstmals Dirndl nach altem Vorbild entworfen und gekauft. In den Folgejahren wurde beim Kauf von Kleidung immer streng darauf geachtet, dass Muster, Schnitte und Materialien nach alten Vorbildern Verwendung fanden.
Das Tragen und Zeigen dieser Tracht ist der Kapelle eine Ehre und Verpflichtung zugleich.

 



Durch das optische Erscheinungsbild mit der neuen Tracht und der gesteigerten musikalischen Qualität der Kapelle wurden auch vermehrt Termine außerhalb von Aub bestritten. Mit der Schäfflertanzgruppe nahm man am Kilianiumzug in Würzburg teil und wurde dabei vom Mainfrankenkreises Würzburg „entdeckt“. Mit diesem und seinem Vorsitzenden Georg Götz besuchte dann die Kapelle mehrmals die Würzburger Partnerstadt Caen und trat in St. Gallen in  der Schweiz auf. Höhepunkt aber war die Teilnahme der Kapelle mit 20 Musikern an einer Pilgerreise in die heilige Stadt Rom. Mit fränkischer Tracht wurde auf dem Petersplatz, in den Katakomben, in Assisi und als Höhepunkt im Petersdom gespielt. Diese Reise war für die damaligen Musiker ein unvergessliches Erlebnis.

In dieser Zeit wurde die Kapelle auch mit Mikrophonen und Lautsprecher ausgerüstet, so dass die fast wöchentlichen Auftritte bei Festen und Bierzelten zur Normalität wurden. Es wurde Blasmusik im Stil der damaligen Zeit aufgeführt. Der Übergang zur reinen Stimmungskapelle wurde aber nicht vollzogen. Auftritte, die etwas aus dem Rahmen fielen, waren die Teilnahme beim Wahlabend von Franz-Josef Strauß in Würzburg und die musikalische Umrahmung einer Kundgebung des späteren Bundeskanzlers Willy Brand im Kilianifestzelt in Würzburg.

Über einen längeren Zeitraum (ca. 15 Jahre) gehörte auch der Auftritt beim Bockbierfest der Bundeswehr in Walldürn zu den wichtigen und finanzielle einträglichen Auftritten. Durch diese Aktivitäten konnte auch das Darlehen für die Tracht abgezahlt werden und die Kapelle wieder finanziell gesunden.

Im Spitalgarten entstand in den Jahren des neuen Jahrtausends unter namhafter Mitwirkung von vielen Musikern die Spitalbühne. Was anfangs noch sehr umstritten war, wuchs mit der Zeit zu einem viel bewundertem Veranstaltungszentrum. Die jährlichen Musikfeste unter dem wetterfesten Veranstaltungsdach gehören zum festen Bestandteil des Veranstaltungskalenders in Aub.

 



Die Musik und die Kameradschaft waren lange Zeit das einzige Bindeglied, das die Musikkapelle Aub einte und zusammen hielt. Als jedoch die Auftritte, der Schriftverkehr und auch die Buchungen in der Kasse immer mehr wurden, wählten die aktiven Musiker am 27. Januar 1978 erstmals eine Vorstandschaft. Erster Vereinsvorsitzenden wurde Siegfried Dietl, 2. Vorsitzender Richard Schubert, Kassier Claus Menth, und Schriftführer Hans Wiehl. Dem Ausschuss gehörten Georg Grimm und Georg Geißendörfer an.

Seit dem 6. Juni 1989 ist die Kapelle ein gemeinnütziger Verein. Ab dem 15. Juli 1989 können fördernde Mitglieder dem Verein beitreten. In einer Musikprobe am 9. Juni 1989 wurde von den aktiven Musikern beschlossen den Beitrag auf 12,-- DM festzusetzen. (Zurzeit beträgt dieser Beitrag 8,-- €uro pro Jahr.)
Fortan regelt den Betrieb des Vereins eine Satzung.

Seit dem 1. Juli 1976 ist der Verein Mitglied im Nordbayrischen Musikbund und hat schon mehrmals an Wertungsspielen des Verbandes teilgenommen. Aktuell als stellvertretende Vorsitzende gehört Martina Schmidt aus unserer Kapelle der Vorstandschaft des Kreisverbandes an.

Im Jahr 1989 wurde der Kapelle anlässlich des Kreismusikfestes die goldene Medaille des Nordbay. Musikbundes am weißblauen Band für 50 jährige Musiktätigkeit überreicht.

Am 16. Mai 1993 wurde der Kapelle für mindestens 100 Jahre musikalische Tätigkeit die „Pro Musica Plakette“  vom damaligen bay. Kultusminister Hans Zehetmaier in einer Feierstunde in Lohr am Main überreicht. Diese seltene und hohe Auszeichnung ehrt die aktuelle Vereinsarbeit, sowie die lange Musiktradition des Vereins. Am 16. Oktober 1993 wurde die Plakette dann anlässlich eines Konzertabends  im Auber Rosssaal vom Landtagsabgeordneten Franz Brosch an den Verein feierlich übergeben.



In der langen Vereinsgeschichte wurde immer wieder auch mit fremden Kapellen und Vereinen Kontakte geknüpft.  Die Musikkapelle Münchingen bei Stuttgart gehört zu den ersten. Durch die Mitgliedschaft von ehemaligen Aubern aus der Auber Musikerfamilie Grimm wurden diese Kontakte geknüpft. Gegenseitige Besuche fanden mehrmals statt. Die Kapelle Münchingen war auch Festkapelle im Jahr 1964 beim 90 jährigen Feuerwehr Jubiläumsfest in Aub.

Rein zufällig wurde unser Kontakt zum Männergesangverein aus Dahl im Sauerland geknüpft. Mehrere gegenseitige Besuche (1979-1985) fanden statt. Viel Liedgut, das heute aus dem Auber Fasching nicht mehr wegzudenken ist, wurde aus dem Sauerland nach Aub übernommen. (z.B. Gollachtal, Prost Franz etc…)

Aktuell bestehen sehr enge Kontakte zur Freiwilligen Feuer von Wrixum auf der Nordseeinsel
Föhr. Anfänglich wurden die Kontakte nur von der Auber Feuerwehr gepflegt, als dann nach
einem bunten Abend im Rosssaal die Einladung auf die Insel auch an die Musikkapelle erging. Seit dem ersten Besuch auf Föhr im Mai 1985 erfolgt ein gegenseitiger Besuch im Wechsel von drei Jahren. Mittlerweile  sind die Freundschaften schon in der zweiten und dritten Generation angekommen. Auch haben viele Auber Familien mit ihren Kindern die Insel zum alljährlichen Urlaubsziel ausgewählt und Aub und seine Bewohner sind auf der Insel sehr bekannt und immer herzlich willkommen.

 

 


 

Dirigenten

Maßgeblich gestaltet wird die musikalische Arbeit einer jeden Kapelle durch den Dirigenten. Dieser dirigiert nicht nur, sondern ist auch sonst noch für vieles andere zuständig. Der Dirigent, der die Kapelle in den letzten Jahrzehnten vor der Jahrtausendwende prägte war Franz Pfeuffer. Vom 1. November 1968 bis zum 01. März 1999, also 30 Jahre hatte er dieses Amt inne. Geprägt durch seine große Musikalität führte er die Kapelle über Jahrzehnte. Ihm gelang es über diese lange Zeit die musikalische Qualität der Kapelle auf gleich bleibend hohem Niveau zu halten. Immer wieder wurden neue und auch junge Musiker eingebaut und so der Fortbestand der Kapelle gesichert. Wegen diesen großen Verdiensten  wurde er zum Ehrendirigenten der Kapelle ernannt.

Mit Karl-Heinz Krieger übernahm im Anschluss am 16. Februar 1999 bis zum heutigen Tag ein junger dynamischer Musiker die Leitung der Kapelle. Ihn hatte es der Liebe wegen nach Aub verschlagen. Unter seiner Leitung wurde das Liedgut der Kapelle modernisiert und der Klangkörper verändert. Die Nachwuchsarbeit wurde intensiviert und kontinuierlich junge Musiker und Musikerinnen ausgebildet. Heute präsentiert sich die Kapelle als musikalische Truppe, in der alt gediente Musiker mit 50 Jahren aktiver Musikerzeit und junge begeisterte Nachwuchsbläsern ab dem 10. Lebensjahr eine tolle und eingeschworene Gemeinschaft bilden.